Jürg Pauli (links im Bild) hat als Chief Transformation Officer den Auftrag, Galenica für die erfolgreiche Zukunft fit zu machen. Zusammen mit unserem Organisationsentwickler Michi Bürgi (rechts) erklärt er, wie sich die Kultur im traditionellen Unternehmen wandelt.
Jürg, wo steht Galenica heute?
Galenica ist ein Unternehmen mit einer langen Tradition. Geschäftlich läuft es gut, und wir wachsen jedes Jahr. Die Prozesse sind aber über die Jahre und Jahrzehnte gewachsen. Vieles läuft noch von Hand.
Wenn wir unsere gute Position halten wollen, müssen wir digitaler und schneller werden: Im Gesundheitsbereich wird sich der Wettbewerb verschärfen.
Woher kommt die Überzeugung, dass der Druck zunehmen wird?
Die Digitalisierung bringt eine Effizienzsteigerung. Und das kostenintensive Gesundheitswesen hat hier viel Potenzial. Neue, auch branchenfremde Mitbewerber sind trotz viel Regulierung wahrscheinlich.
Wir bereiten uns entsprechend vor und wollen beweglicher werden. Die Mitarbeitenden sollen mehr Verantwortung übernehmen, und die Hierarchien werden ein Stück abgebaut.
Das ist für uns auch als attraktive Arbeitgeberin entscheidend. Die Mitarbeitenden der Zukunft suchen sich gezielt Jobs in Unternehmen, wo sie sich einbringen und selber mehr entscheiden können.
Wie stösst du diese Veränderung an?
In einem eher hierarchisch geprägten Unternehmen musst du die Veränderung gemeinsam mit dem Topmanagement gestalten. Sind Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von der Notwendigkeit des Wandels überzeugt, leben sie diesen auch vor.
Die Transformation muss zudem strategisch verankert sein, damit wir ihren Sinn vermitteln können. Eine Veränderung bedeutet ja meist auch Unsicherheit oder vielleicht gar Angst vor Machtverlust, weil Kompetenzen neu verteilt werden.
Umso wichtiger ist es, die Mitarbeitenden miteinzubeziehen. Sie sollten den Grund und die Zielsetzung der Transformation verstehen, damit wir Strukturen, Prozesse und Arbeitsumgebungen neu gestalten können. Das angeschriebene Einzelbüro müssen wir in diesem Zusammenhang sicher auch überdenken. (lacht)
Ich stelle mir die Arbeit mit Menschen, die Macht abgeben sollen, als sehr anspruchsvoll vor.
Bei Galenica ist es so, dass die neue Verwaltungsratspräsidentin bewusst einen CEO aus einer anderen Branche gesucht hat. Das war bereits ein untrügliches Signal an die Organisation, dass sich etwas ändert, sich etwas ändern muss.
Ich kann auch sagen, dass ich in der Geschäftsleitung immer viel Bereitschaft gefühlt habe, die Transformation anzugehen, auch wenn für sie vieles neu und ungewohnt ist.
Jürg Pauli und Michi Bürgi im INNOSpace.
Michi, du hast zusammen mit Jürg die Geschäftsleitungssitzungen von Galenica neu gestaltet. Wie gelingt dieser erste Wandel im Kleinen?
Ich habe die bisherige Agenda studiert und einzelne Interviews mit Geschäftsleitungsmitgliedern geführt, um die Dynamiken zu verstehen und Verbesserungspotenziale zu orten.
Dann ist das Framing entscheidend: Mit dem neuen Format erweitern wir das Handlungsrepertoire des Gremiums – und somit auch jenes eines jeden Einzelnen.
Das heisst konkret?
Mit der neuen Organisationsform schenkst du den Leuten Zeit und Freiheit.
Führungskräfte sind sich gewohnt, dass alles über ihren Tisch geht. Das gibt viel zu tun.
Der Preis für den Wandel ist, dass sie nicht mehr alles selbst entscheiden. Der Gewinn: Du hast nicht mehr alles auf deinem Pult!
Und aus Erfahrung fragen sich Menschen in leitenden Funktionen oft: «Warum muss ich all die Details entscheiden?» Diese Last nehmen wir ihnen ab.
Und wie klappt das?
Du musst die Leader genau so weit fordern, dass sie zwar aus der Komfortzone, aber noch nicht verloren sind. Diese Balance haben wir zusammen mit Jürg und der Galenica-Geschäftsleitung gefunden. Ich nenne das anschlussfähige Irritation!
Dann spielst du Stück für Stück neue Elemente ein: strikteres Timeboxing, strengere Feedbackregeln, neue und bewusst gewählte Entscheidungsmethoden. So nimmt die Gruppe Speed auf und wird agiler.
Jürg, wie springt dann der Funke über? Was löst eine neu organisierte Geschäftsleitungssitzung im Unternehmen aus?
Wir sehen, dass neben den Geschäftsleitungsmitgliedern auch die anderen Manager einzelne Elemente in ihren Gremien übernehmen und ihre Abteilungen ähnlich zu führen beginnen.
Sie merken, dass sie effektiver und effizienter werden. Und darum geht es! Am richtigen Ort die richtigen Impulse setzen: Gezielte Irritationen und kleine Impulse haben so grosse Wirkung.
Welche Rolle spielt Zeit in diesem Prozess?
Ich hatte eine spannende Diskussion mit dem Verwaltungsrat zu diesem Thema: Veränderungen brauchen Zeit, und zwar auf allen Stufen. Die Gefahr ist, dass wir zu schnell werden und so Menschen auf dem Weg verlieren.
Nur weil das Management schon auf dem Weg der Veränderung ist und die ersten Etappen hinter sich hat, heisst das nicht, dass die Mitarbeitenden auch so weit sind. Auch sie brauchen ihre Zeit, genauso wie das Management vor ihnen.
Michi, wie gelingt es, die Menschen mitzunehmen?
Wir holen die Leute dort ab, wo sie aktuell sind. Zum Start bieten wir einfach einen sicheren Raum zum Trainieren. Wir erweitern das Führungs- und Handlungsrepertoire. Es ist ein Angebot.
Das tönt unverbindlich. Wie bringt ihr die PS auf den Boden?
Wir sind immer im aktuellen Businesskontext. Alles, was wir tun, machen wir mit echten Themen – einfach anders als bisher.
Jürg, dein Ziel ist die Erneuerung der Organisation. Wohin bewegt sich Galenica in den kommenden Monaten?
Die Veränderung wird sich immer mehr verselbstständigen, weil immer mehr Menschen sie mittragen.
Das zeigt sich schon heute. Leute kommen direkt zu uns, weil sie in ihrem Bereich vorwärtsmachen wollen. Das passiert auch, weil wir offen über die Fortschritte sprechen: Galenica wird schneller und effektiver – und diese Erfolge feiern wir. Es ist ein Schneeballeffekt.
(Michi ergänzt) Stimmt. Und das hat direkt damit zu, wie das Unternehmen diese Themen angeht. Das bringt enorm viel Energie und Dynamik in die Organisation.
Zum Schluss, Jürg: Wie hast du die Zusammenarbeit mit INNOArchitects erlebt?
INNOArchitects ist ein kompetenter Partner mit Renommee und grosser Erfahrung, der mich und mein Vorhaben begleitet und auch kritisch hinterfragt.
Was ich auch schätze, ist das ganze Know-how, welches ihr vereint. Michi kann immer auf diese Expertise im INNO-Team zurückgreifen. Das macht einen Unterschied.
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