Das neue Angebot der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz in Zusammenarbeit mit INNOArchitects

Bildungschancen für junge Erwachsene erhöhen, die in Heimen und Pflegefamilien aufwachsen

Von Joël Hafner

Wer in einem Heim oder in einer Pflegefamilie aufwächst, muss mit dem 18. Geburtstag meist schnell auf eigenen Beinen stehen. Die finanzielle Unterstützung fällt in vielen Fällen weg.


«Wir verschenken uns selbst!» Das war vor 2 Jahren die Idee für das Festtagsgeschenk fürs INNOArchitects-Netzwerk.

Gleichzeitig wollte sich die Kinderhilfsorganisation SOS-Kinderdorf für junge Erwachsene einsetzen, die in der Schweiz in Pflegefamilien oder Heimen aufgewachsen und ab der Volljährigkeit meist komplett auf sich allein gestellt sind – sogenannte Careleaver:innen.

«Weil ich von früheren Jobs wusste, welche Wirkung agiles Arbeiten entfalten kann, habe ich mich enorm über das Unterstützungsangebot von INNOArchitects gefreut», erinnert sich Sujata Wölfli-Chakraborty. Sie leitet das Pilotprojekt für SOS-Kinderdorf Schweiz.

Schnell wurde es konkret. Zusammen mit 7 engagierten Careleaver:innen und unserem Facilitator Raffael Stöckli wollte das Projektteam herausfinden, wie und wo SOS-Kinderdorf Schweiz die jungen Erwachsenen am besten unterstützen kann.

Oder in der INNO-Logik: Welche Bedürfnisse existieren, und welche möglichen Angebote sind daraus abgeleitet sinnvoll? Klassische userzentrierte Produktentwicklung!

Gute Idee! Aber: Was hilft wirklich?

«Der erste Ideation-Workshop war dann der Reality-Check», erzählt Raffael. «Hilfe anbieten ist schnell gewollt, aber wo konkret? Und wie? Und für wen genau? Wir waren mittendrin im klassischen Design-Thinking-Prozess, wie wir ihn mit unseren Kund:innen immer wieder durcherleben.»

Sujata erinnert sich gut: «Um besser zu verstehen, wo die Careleaver:innen wirklich von SOS-Kinderdorf Schweiz unterstützt werden können und wollen, mussten wir konkret werden. Und das schnelle Vorangehen mit greifbaren Prototypen und Zielgruppentests ist der Mehrwert der INNO-Methode.»

Durch zahlreiche Interviews mit Careleaver:innen sowie weiteren Institutionen und Partnerorganisationen, die sich ebenfalls in diesem Themenbereich engagieren, wurde das Angebot geschärft und kontinuierlich weiterentwickelt.

Product Coach Raffael weiss: «Dieser Prozess braucht Mut! Du musst immer wieder Ideen über Bord werfen, die du zwar spannend findest, die bei der Zielgruppe jedoch keine Resonanz finden. So entsteht Schritt für Schritt jene Lösung, die echte Wirkung entfaltet.»

Careleaver:innen zu Beteiligten machen

Dass SOS-Kinderdorf Schweiz heute weiss, in welche Richtung die Reise geht, ist auch das Verdienst von Desiree Righetti. Selbst Careleaverin, kennt sie die sehr anspruchsvolle Situation, welche junge Erwachsene meistern müssen, wenn sie mit 18 Jahren das Pflegeheim oder die Pflegefamilie verlassen.

«Ich habe als Vertreterin der Careleaver:innen den zweiten Workshop bei INNOArchitects besucht und war total inspiriert. Hier habe ich Menschen getroffen, die echt etwas bewirken und gleichzeitig auch zuhören und verstehen wollen.»

Heute ist Desiree Teil des Projektteams bei SOS-Kinderdorf Schweiz. Gemeinsam mit Sujata arbeitet sie an der konzeptionellen Entwicklung des Angebotes und unterstützt die jungen Erwachsenen bei Fragen rund um die berufliche Weiterentwicklung.

Genau hier liegt aktuell der Fokus der NGO, erklärt Desiree: «Wir besprechen mit den interessierten Careleaver:innen ihre Berufswünsche und Berufschancen. Das ist entscheidend! Auch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass hier sehr viele Kompromisse gemacht werden und –  seien wir ehrlich – gemacht werden müssen.»

Berufschancen? Berufschancen!

Sehr oft entscheiden sich jugendliche Careleaver:innen früh für eine Lehrstelle, weil nach dem 18. Geburtstag die ganze finanzielle Unterstützung wegfällt. Es muss Geld her! Und weil Careleaver:innen schon in jungen Jahren komplett für sich selbst sorgen, scheinen eine Berufsmatur oder gar ein Studium oft in weiter Ferne.

«Es kann gut sein, dass dir der ursprünglich erlernte Beruf gar nicht zusagt. Aber eine Umschulung bedeutet finanzielle Unsicherheit in einem Leben ohne familiäre Absicherung, wie es andere junge Erwachsene kennen. Hier setzen wir an. Hier wollen wir helfen.»

Und Desiree weiss: «Was vielen Careleaver:innen fehlt, ist eine Aussenperspektive, jemand, der motiviert, Optionen aufzeigt und Mut macht. An diesem Angebot arbeiten wir täglich – auch mit den Methoden, die wir in den Workshops mit Raffael und den INNOArchitects trainiert haben.»

Bild: Raffael, Desiree und Sujata (v. l.) schauen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück.


Die Ausgangslage

Mit 18 Jahren ist es meist so weit: Die Careleaver:innen treten aus der Pflegefamilie oder dem Jugendheim aus – und müssen nun alles gleichzeitig regeln: Arbeit, Ausbildung, Finanzen, Wohnen und vieles mehr.

Gemeinsam mit engagierten Projektpartnern und SOS-Kinderdorf Schweiz entwickeln wir deshalb Angebote, welche die jungen Erwachsenen in dieser Lebensphase entlasten und beim Start ins Arbeitsleben unterstützen.

Möchtest du mehr erfahren?

Hier findest du alle Infos zum CAREer-Angebot von Desiree, Sujata und SOS-Kinderdorf Schweiz.

Hier erfährst du mehr über unsere Ausbildung zum Customer Experience Facilitator, in der du die Methoden erlernst, die SOS-Kinderdorf Schweiz heute anwendet.

Natürlich kannst du auch in unser User Research Playbook reinschnuppern.

Und wenn du dich für nutzer:innenzentrierte Angebotsentwicklung interessierst, bieten wir dir hier einen Überblick über unser Angebot von der Ideenfindung bis hin zur Skalierung am Markt.